"Warum
nicht ich??" Dies sagte eine ältere Dame mal, als es um die Frage ging,
warum manche Menschen immer alles Unglück anzuziehen scheinen und sie
dann damit hadern.
Ich
werde diese Aussage wohl nie vergessen, denn zu diesem Zeitpunkt
pflegte sie ihren schwerstbehinderten Ehemann bereits seit Jahren zu
Hause voller Liebe, Respekt und Hingabe und ich traf sie nicht nur
einmal im Krankenhaus an, als ihr Ehemann wieder einmal einen Hirnschlag
erlitten hatte und sie wartete ruhig und gefaßt, ob er die Nacht
überhaupt überleben würde.
Sie
saß mit uns - damals noch jungen - Leuten einmal beim Kaffee zusammen
und sagte "Manche Menschen fragen "Warum immer ich?", ich frage hingegen
"Warum denn eigentlich nicht ich??" Derletzt fiel mir dieser Satz
wieder ein. Immer wieder denke ich mal darüber nach, vor allem dann,
wenn bei mir mal wieder was ansteht, das nicht ganz reibungslos läuft.
Oder wo ich leichtes Unbehagen oder etwas Angst verspüre vor möglichen
Schwierigkeiten und ob ich mit ihnen fertig werde.
Wieso
könnte ich mir diese "Arroganz" erlauben, zu erwarten, dass nichts in
meinem Leben auch mal etwas unschöner verläuft und dass es doch, bitte
schön, gefälligst doch lieber immer Andere treffen soll? Was macht mich
denn "besser" als sie?
Wie
will ich denn etwas lernen, wenn alles immer nur glatt und problemlos
verläuft? Denn eines ist sicher: lernen tun wir Menschen viel mehr aus
den unschönen Dingen und Zeiten, sie sind die oftmals notwendigen
Lehrlektionen, damit wir überhaupt vorankommen und uns weiter
entwickeln. Das ist zumindest zu hoffen... ;-)
Auch
ich habe Sachen, vor denen ich mich fürchte. Krebs zum Beispiel ist so
eine Krankheit oder im Alter allein und womöglich krank und mit
Schmerzen und nicht mehr so wirklich mobil zu sein...
Widerfährt uns etwas, das uns nicht schmeckt, empfinden wir es als "falsch" und als "ungerecht".
Doch was wäre, wenn man sich mal folgende Fragen stellt...
"Ist
es denn möglich, dass das, was mir da gerade widerfährt, genau das
Richtige zu diesem Zeitpunkt ist?" und/oder "Könnte sich eine neue
Entwicklung, Chance und Möglichkeit dahinter verbergen?" und
letztendlich "Welcher Sinn ergibt sich hier gerade für mich?"
Wenn
man hier nicht gleich voreilig und empört "Keiner!" oder "Nein!"
schreit, sondern sich mal alle Facetten und Seiten ansieht, kommt man
oft auf erstaunlich neue und positivere Sichtweisen. Vielleicht sieht
man sie nicht gleich, doch mit ein wenig zeitlichem Abstand und dem
Willen, nicht alles von vornherein und auf alle Zeit schwarz zu sehen,
mögen sich durchaus andere Seiten auftun.
Und
habe ich denn das Recht, vom Leben zu verlangen, dass es immer schön
glatt, schön, sonnig und gleichmäßig verläuft? Wäre das denn nicht sogar
irgendwann mal langweilig? Oder warum verfallen soviele Reiche und
Schöne dem Alkohol und den Drogen oder wählen den Suizid, wo sie doch
ein vermeintlich sorgenfreies, perfektes, schönes, finanziell
reichhaltiges und womöglich ja sogar berühmtes und öffentlich beachtetes
Leben haben?
Strebt
nicht jeder Mensch nach Wachstum, auch und gerade auf seelischer und
geistiger Ebene? Dazu braucht es ja gerade auch mal Schwierigkeiten und
Widerstand, an dem man sich reiben, ausprobieren, reifen und wachsen
kann. Und es wäre ja wahrlich zu hoffen, dass Mensch immer mehr reift...
;)
Und
was die ältere Dame angeht, zog ich schon damals den Hut vor ihrem
Vertrauen in das Leben, dass sie immer das in den Weg gestellt bekommt,
was ihre persönliche Lebenslektion sein soll und dass sie es nicht als
schlimm und falsch ansah und aburteilte, sondern es sogar lächelnd
annahm, nicht dagegen ankämpfte und reif und abgeklärt damit umging und
ich ziehe seither immer wieder mal in Gedanken den Hut vor ihr.
Und
jedes Mal, wenn ich am Horizont nur ein paar dunkle Wölkchen auch nur
erahne und schon mit der Faust schütteln will, dass ich doch bitte
endlich mal ein Jahr ohne Probleme, Hindernisse und Schwierigkeiten
haben möchte, kommt mir immer, immer wieder diese Aussage in den Sinn,
ich muss dann doch etwas grinsen und denke... hey okay, Du hast schon
soviel gepackt, das kriegst Du auch noch vollends gewuppt und sieh es
positiv: Du hast danach wieder einige Lebenserfahrungen mehr auf Deinem
Konto zu verbuchen!
Ich
kann wahlweise resignieren und mich verbittert und kampflos dem
"Schwarzen Loch" hingeben oder ich kann aufstehen und da, so gut es eben
geht, durchgehen und auch hier sagen "Hey! Ich lehne mich nicht dagegen
auf und jammere und meckere nicht, aber ich schaffe das, so gut ich es
eben kann!"
Dies
bewirkt eine ganz andere Energie und Herangehensweise an etwaige
Probleme, Hindernisse und Schwierigkeiten und man geht danach aus einer
Krise heraus mit Stolz, gestärktem Rückgrat und der Erkenntnis, dass man
etwas daraus gelernt hat und daran gereift ist. Und dass man weitaus
sehr viel stärker ist, als man vorher vielleicht dachte.
Und plötzlich werden Probleme mehr Herausforderungen und Lebenslektionen als Hindernisse und Bestrafung...
Könnt
Ihr der Aussage der Dame denn auch zustimmen oder findet Ihr das großen
Blödsinn, es so "fatalistisch" zu sehen? Ist das für Euch denn
überhaupt "fatalistisch" oder ist es viel eher denn nicht
"fatalistisch", zu sagen "Das Leben war schon immer sch... und es wird
auch nie anders bei mir, ich bin nun mal ein geborener Pechvogel!"
Ist
es klüger, sich nicht gegen Schicksalsschläge aufzulehnen und nicht
gegen sie zu wettern, da man sie eh nie ganz abwenden kann und wird,
sondern das Beste aus ihnen zu machen und daraus zu lernen?
Laßt mich doch mal an Euren Gedanken und Erfahrungen teilhaben und uns mal darüber "diskutieren"... :-)
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