Wer heute einen Job ablehnt, weil er dafür umziehen müsste, gilt als unflexibel. Weil beide Partner berufstätig sind, die Kinder nicht aus ihrem Umfeld herausgerissen werden sollen oder die neue Stelle befristet ist, lassen sich viele Paare aufs Pendeln ein. Doch eine Fernbeziehung hat Tücken. Diese Tipps sollen helfen, die unfreiwillige Trennung zu bewältigen und sogar davon zu profitieren.
Falle 1: Wir leben durch die Fernbeziehung in verschiedenen Welten
Dein Partner kommt Dir manchmal vor wie ein Fremder.
Ausweg: Suche seine Nähe. Telefoniert täglich miteinander, schreibt Euch E-Mails, Postkarten, Briefe. "Verschont" den Anderen bei einer Fernbeziehung nicht mit Euren Alltagsnöten. Informiert einander über Jobprobleme und Erziehungssorgen. Redet auch über Politik und andere Themen, die Euch bewegen. Schafft Euch verbindende Rituale, z.B. einen Anruf, wenn beide frühstücken. Ihr seid und bleibt ein Paar, nicht 2 Singles, die sich alle 2 Wochen treffen.
Falle 2: Du hast es in der Fernbeziehung leichter
Ihr meint, der Andere habe in der Fernbeziehung die besseren Karte, zum Beispiel freie Abende ohne Kindergeschrei oder die vertraute Nähe aller Freunde.
Ausweg: Macht Euch klar, dass beide drauf zahlen. Der Pendler kann zwar immer wieder neu durchstarten, aber er opfert viel Freizeit für die Fahrerei. Der Daheimgebliebene hat die Alltagssorgen und die Kinder, jedoch mehr Geborgenheit. Würdigt den Beitrag des Anderen: toll, wie Du das schaffst. Sprecht mit anderen Menschen gut über Euren abwesenden Partner.
Falle 3: Der Heimkehrer stört
Oft bei Familien mit Kindern: Mama organisiert in der Woche alles, Papa bringt am Wochenende außer schmutziger Wäsche vor allem Unruhe in den Haushalt.
Ausweg: Das Modell "Frau hält Mann den Rücken frei" ist von gestern und führt zur Entfremdung. Wieder gilt: nicht "schonen". Sorgt dafür, dass der Pendler auch während der Woche trotz der Fernbeziehung im Leben der Kinder eine tragende Rolle spielt. Sprecht viel von ihm, ermutigt die Kinder zu Anrufen. Auch wenn der Partner nur eine kleine Wohnung hat, sollte ihn die Restfamilie öfter besuchen, nicht immer nur umgekehrt.
Falle 4: Streit statt Harmonie
Die Wochenenden sind durch die Fernbeziehung mit Erwartungen überfrachtet. Doch es kriselt enttäuschend oft.
Ausweg: auch gute Ehen sind nicht Harmonie pur. Alltäglich muss die Liebe verteidigt, müssen Grenzen neu definiert und Kompromisse geschlossen werden. Bei Wochenendpendlern verdichtet sich dieser Prozess auf kurze Zeiträume. Lernt, Konflikte gleich anzusprechen und möglichst schon am Telefon zu lösen. Akzeptiert es, dass es trotzdem Wochenenden mit Reibereien geben wird. Geht aber nicht verkracht auseinander, bleibt respektvoll und versöhnlich.
Falle 5: Zu viele Termine
Ihr besucht Freunde und Verwandte, geht einkaufen und ins Theater - lauter schöne Sachen, aber es bleibt zu wenig Zeit füreinander.
Ausweg: Putzen, Wäschewaschen und Großeinkauf sollten höchstens ein Drittel des Wochenendes belegen. Den Rest braucht Ihr für Eure Zweisamkeit und als Familienzeit. Bittet Freunde und Verwandte um Verständnis. Was Ihr gern allein tut, läuft während der Woche: Kaffee mit der besten Freundin, Skat, Squash oder Eure Literaturrunde. Der Pendler sucht sich dafür neue Kontakte am Zweitwohnsitz.
Falle 6: Schwarzer Sonntag in der Fernbeziehung
Sonntagnachmittag stellt sich ein Katergefühl ein. Der Trennungsschmerz überwältigt Euch.
Ausweg: Versüßt Euch das Ende der gemeinsamen Zeit mit Ritualen. Bringt Euren Partner zum Zug, zum Flughafen oder wenigstens zum Auto. Nach der Trennung verwöhnt Euch selbst mit einer Tasse Tee, einer halben Stunde Nichtstun. Bedenkt, dass Eure Fernbeziehung auch Vorteile hat: beide Partner gewinnen an Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein und haben Grund, sich aufs Wiedersehen zu freuen.
Falle 7: Kein Ende in Sicht
Eine Fernbeziehung ist keine Dauerlösung, sondern bleibt immer ein Kompromiss.
Ausweg: überprüft regelmäßig die Situation: wie lange wollen wir diesen Zustand noch haben? Setzt dem Getrenntleben ein Limit. Prüft die Alternativen. Kinder verkraften Umzug und neue Freunde besser als meist angenommen.
Autor: Werner Tiki Küstenmacher
(Quelle: Newsletter simplify aktuell: einfach glücklich vom 24.01.2013)
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