Ich dachte mir, ich trage in dieser Woche so ein kleines Bißchen etwas zum Thema "Valentinstag" und somit zum großen Thema Beziehung, Partnerschaft und Liebe etwas bei...
Heute daher ein erster Beitrag für Euch, die Ihr in einer Beziehung seid, einen Partner oder eine Partnerin habt und/oder verheiratet seid.
"Liebling, wir müssen reden." Wenn eine Frau das sagt, bringt das den Mann meist in Alarmstellung. Die US-Psychotherapeuten Patricia Love und Steven Stosny haben diesen Sachverhalt erforscht und sind zu einem erstaunlichen Resultat gekommen: mehr miteinander zu reden, ist nur selten ein guter Rat, wenn man Ehe- und Beziehungsprobleme lösen möchte.
Der gar nicht so kleine Unterschied
Wird ein Mann durch die Kritik seiner Frau beschämt, produziert sein Körper spontan große Mengen Cortisol – ein Stresshormon mit einer eindeutigen Wirkung: man fühlt sich schrecklich unwohl, hat Herzklopfen, Schweißausbrüche, Bauchweh. Kritisiert umgekehrt ein Mann seine Frau, bleibt sie vergleichsweise ruhig, denn Cortisol wird bei ihr in dieser Situation nicht ausgeschüttet.
Der weibliche Körper-Seele-Apparat reagiert dagegen mit einer Cortisol-Flut, wenn der Mann sie anschreit, sie ignoriert, sie mit Worten verletzt oder ihr Angst macht. Umgekehrt lassen Drohungen der Frau den Mann hormonell kalt. Selbst wenn sie ihn körperlich bedroht, würde sein Körper dabei vermutlich nicht so viel Cortisol produzieren wie bei ihrem Vorwurf "Du hattest doch versprochen, die Wäsche abzuholen, und hast es wieder vergessen."
Sie hat Angst, er schämt sich
Der Grund für diesen (in einer Studie klar nachgewiesenen) Unterschied vermuten Love und Stosny in frühkindlichen Verhaltensmustern: männliche Babys sehen sich um, wenn sie Angst haben und bereiten sich auf Flucht oder Kampf vor. Weibliche Kleinkinder dagegen suchen in Gefahr vor allem Augenkontakt. Daher fürchten Frauen später vor allem, allein gelassen zu werden (Angst); Männer fürchten sich davor, dass ein Anderer ihre Unsicherheit bemerkt (Scham). Bei beiden kann der unangenehme Cortisol-Rausch viele Stunden andauern und zu finstersten Gedanken führen.
Die Lösung heißt: Verbindung
Das gemeinsame Gegenmittel für die bei Mann und Frau so verschiedenen Stressauslöser heißt: Kontakt. Denn sowohl Angst als auch Scham beruhen auf der existenziellen Sorge, allein gelassen zu werden. "Wir müssen reden" ist dabei keine Lösung, denn ein Mann beginnt ein Gespräch über ein heikles Thema nicht, wenn er ahnt, dass seine Frau genervt die Augen verdrehen wird. Und eine Frau geht einer Unterhaltung aus dem Weg, wenn sie mit einer aggressiven, ablehnenden oder völlig desinteressierten Reaktion ihres Mannes rechnen muss.
Also: schaffe Kontakt, bevor Ihr redet und konkrete Eheprobleme lösen wollt. Berührt Euch, kuschelt Euch aneinander, gebt Euch einen Kuss oder tut etwas gemeinsam.
Beide sollten das Gefühl größtmöglicher Geborgenheit und Sicherheit haben – er wird nicht bloß gestellt, sie wird nicht missachtet oder bedroht.
Stosnys Merkregel: "Hören Sie auf, eine Verbindung mit Worten erreichen zu wollen. Lassen Sie stattdessen Ihre Worte aus der Verbindung entstehen."
Der interessante Nebeneffekt: sind Mann und Frau gut und ohne Worte miteinander verbunden, möchten Männer in der Regel mehr reden und Frauen weniger und beide treffen sich irgendwo in der Mitte.
Verbinden und vertauschen
Wenn Ihr Euch umarmt, küsst oder berührt, probiert es mit folgender Übung: stellt Euch vor, Ihr tauscht Eure Körper. Für Patricia Love war ein solches Erlebnis die Initialzündung für ihr Forschungsprojekt. Eines Nachmittags lag sie mit ihrem Mann nach dem Duschen im Bett und war gespannt, ob er die Initiative zum Sex ergreifen würde. Da fühlte sie sich in ihn hinein und verstand seine fürchterliche Situation: nicht die leiseste Ahnung zu haben, ob sie ihn ablehnen oder akzeptieren würde. Diese Erfahrung änderte ihr Leben und führte sie zu der Einsicht: die Fähigkeit, sich in den anderen Partner hineinzuversetzen und dann so zu handeln, dass er weder beschämt, verunsichert, verängstigt oder ignoriert wird – das ist wichtiger als Liebe.
Was Liebe ist
Stosny nennt Liebe "Sehen mit 4 Augen", also immer die Sicht des Anderen mitbedenken. Eine schwierige Kunst – denn sobald Ihr voller Scham, zornig oder ängstlich seid, zieht Ihr Euch in Euch selbst zurück. Damit verliert Ihr genau das, wonach Ihr Euch am bittersten sehnt: die Verbindung mit dem geliebten Partner. Love und Stosny raten daher zu einer aktiven Liebe. Das bedeutet biologisch ausgedrückt: behandelt Euren Partner so, dass er kein Stresshormon produzieren muss.
Liebe bedeutet damit für eine Frau: erspare Deinem Mann peinliche Situationen. Sag ihm, dass Du gut findest, was er macht. Sage es ihm etwa 3-mal so oft, wie Du denkst, dass es nötig ist. Keine Sorge – damit verhätschelst Du ihn nicht, sondern stärkst Eure Beziehung. Bemühe Dich um Sachlichkeit, emotional bist Du von allein.
Liebe bedeutet für einen Mann: erspare Deiner Frau emotionale Unsicherheit. Sag ihr, dass Du sie liebst. Sage es ihr etwa 3-mal so oft, wie Du denkst, dass es nötig ist. Keine Sorge – damit verhätschelst Du sie nicht, sondern stärkst Eure Beziehung. Bemühe Dich um Gefühle, sachlich bist Du von allein.
Entwickle ein Notprogramm
Vereinbart eine Geste oder ein Signal, mit dem Ihr Euch vor den Stress auslösenden Reaktionen Eures Partners schützen könnt. Umarmt den Anderen oder legt beide Finger auf Euren Mund. So ein Zeichen bewährt sich vor allem in der Phase vor einer Krise. Die Chance für die Frau: sie macht nicht spontan ihrer Wut Luft, sondern erkennt die gute Absicht im Herzen ihres Mannes. Die Chance für den Mann: er rennt nicht fort, sondern hört seiner Frau zu, wenn er weiß, dass sie ihn nicht bloßstellt, sondern bei den Fakten bleibt.
Wer mehr darüber lesen möchte, weniger zu reden: Patricia Love, Steven Stosny: "Schatz, wir müssen gar nicht reden!"
Autor: Tiki Küstenmacher
(Quelle: Newsletter "simplify aktuell: einfach glücklich" vom 17.10.2013)
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